Sexuelle Gewalt als Kriegswaffe im Kongo: Die stille Katastrophe

Juni

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Ein Kind. Alle 30 Minuten.

Stell dir vor, alle halbe Stunde wird irgendwo ein Kind brutal vergewaltigt. Nicht irgendwo auf der Welt – sondern im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Und das ist kein Einzelfall. Zwischen Januar und Februar 2025 wurden fast 10.000 solcher Taten gemeldet – und fast die Hälfte der Betroffenen waren Kinder.

Diese Zahl stammt nicht aus einem dystopischen Roman, sondern von UNICEF. Sie beschreibt eine Realität, die eigentlich alles zum Stillstand bringen sollte. Tut sie aber nicht. Die Welt schaut größtenteils weg.

Was im Kongo passiert – und warum das so ist

Die Demokratische Republik Kongo ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Gold, Coltan, Kobalt – begehrte Güter, die für unsere Smartphones, Elektroautos und Laptops gebraucht werden.

Aber dieser Reichtum ist auch ein Fluch. Im Osten des Landes kämpfen Milizen, Rebellengruppen und teils ausländisch unterstützte Armeen um die Kontrolle über Gebiete, Menschen – und Ressourcen.

In diesem andauernden Konflikt wird sexuelle Gewalt bewusst als Kriegsstrategie eingesetzt. Vergewaltigungen sind keine Begleiterscheinung. Sie sind Kalkül.

Laut den Vereinten Nationen wird sexuelle Gewalt im Kongo systematisch als Waffe eingesetzt. Es geht darum, Dorfgemeinschaften zu zerschlagen, Angst zu säen, Familien zu entzweien. Frauen, Kinder, sogar Babys – niemand ist sicher.

Kinder als Zielscheibe

Am schwersten trifft es die Schwächsten. Immer öfter werden Kinder gezielt Opfer sexualisierter Gewalt.

Laut einem Bericht der Associated Press kommen bewaffnete Gruppen in die Dörfer, nehmen Kinder mit, vergewaltigen sie – oft vor den Augen ihrer Familien. Viele sterben an ihren Verletzungen. Die, die überleben, tragen Narben fürs Leben.

„Es war wie ein Alptraum, aus dem man nicht aufwacht“, sagt ein Mädchen im Bericht der UNICEF, das anonym bleiben muss.

Und dann? Wird geschwiegen.

Die Betroffenen – oft traumatisiert und gesundheitlich schwer angeschlagen – haben meist keinen Zugang zu medizinischer oder psychologischer Hilfe.

Selbst in Kliniken wie dem Panzi-Hospital von Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege fehlen Ressourcen. Zu viele Opfer, zu wenig Personal, zu wenig internationale Hilfe.

Und selbst wenn jemand spricht, bleibt oft alles, wie es ist. Täter werden selten verurteilt. Viele leben weiter in denselben Dörfern wie ihre Opfer – ein Zustand, der kaum auszuhalten ist.

Die internationale Gemeinschaft? Verurteilt. Aber hilft kaum.

Natürlich: Es gibt UN-Resolutionen wie die Resolution 1820, die sexuelle Gewalt in Konflikten verurteilen. Aber was helfen Worte, wenn es an Taten fehlt?

Lokale Helfer*innen, Menschenrechtsorganisationen und NGOs stemmen sich gegen das Unfassbare – mit wenig Unterstützung, oft in Gefahr für Leib und Leben. Derweil fällt die internationale Berichterstattung meist spärlich aus. Und das Thema? Verschwindet aus dem Blickfeld.

Was du tun kannst

Diese Gewalt ist so systematisch, so unfassbar grausam – und gleichzeitig so „unsichtbar“ für viele. Dabei ist klar: Schweigen ist keine Option.

Hier sind konkrete Schritte, die du gehen kannst:

  • Informiere dich – und sprich darüber. Teile Berichte, wie diesen Artikel oder fundierte Medienquellen wie diesen Report von Reuters. Erzähl anderen davon.
  • Spende an Menschen, die direkte Hilfe vor Ort ermöglichen, wie die Congo Basin Alliance.
  • Fordere politische Konsequenzen. Schreibe Abgeordneten. Unterschreibe Petitionen. Übe Druck aus. Denn das Thema braucht politischen Willen – nicht nur humanitäre Hilfe.

Fazit: Hinschauen statt Wegsehen

Das, was im Osten des Kongo passiert, ist kein Naturereignis. Es ist menschengemacht. Und es passiert – jeden Tag.

Die Frage ist: Wie lange schauen wir noch zu?

Denn Veränderung beginnt mit dem Moment, in dem jemand sagt: „Ich kann das nicht länger ignorieren.“

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